Geschichte

Bootbau Biatel

Eine der renomiertesten Bootswerften am Bodensee, die Vorarlberger Bootswerft Biatel in Hard bei Bregenz wurde bereits 1927 gegründet. Seit damals sind Hunderte von Booten aller Art und Größe gebaut worden. An den meisten legte der Gründer Jakob Biatel selbst Hand an, der mit 77 Jahren noch an der Hobelbank stand und Neues schuf.

 

Bevor sich Jakob Biatel im Jahre 1927 selbstständig machte, verbrachte er seine Lehrzeit in der „Bodenseewerft Hard“, die damals dem berühmten Autokonstrukteur und VW-Käfer Erfinder Ferdinand Porsche gehörte. Viele Stunden hat Jakob Biatel auf dessen Motoryacht „Argonaut“ verbracht, die ihm manche schöne Fahrt bescherte. In der Bodanwerft erlebte er seine Gesellenjahre. In unserem Besitz befinden sich noch Manuskripte, Faksimile und Typoskripte von Ferdinand Porsche.

 

Die Anfangs kleine Werft schuf zunächst Jollen, Ruder- und Kleinmotorboote, aber auch Winterlager und Reparaturen waren bereits Bestandteil der Arbeit. In den düsteren Kriegsjahren kam eine neue Auftragsflut: In der Firma Schwärzler unter der Leitung von Jakob Biatel wurden Sturmboote für die Deutsche Wehrmacht, Rettungsboote für die Marine und Spezialfahrzeuge für die Pioniere hergestellt. Nach dem Krieg war das erste Jahr flau, doch gesundete dann die Wirtschaft und das Interesse an Sportbooten wuchs.

 

Mengen von Piraten, H-Jollen, Renn-15ern, Weser- und Hansajollen, aber auch 20 m2  und 30 m2 Jollenkreuzer liefen vom Stapel. 1947 wurde die 5,5m R-Yacht „Lucky Chande“ (Später „Aspe“) auf Stapel gelegt. Einen Auftrag besonderer Art erhielt die Werft im Jahre 1953, als Jakob Biatels älterer Sohn Walter hauptamtlich den Umbau des Bodenseepassagierschiffes „Montafon“ der Österreichischen Bundesbahnen leitete.

 

In den 50ern entstanden Motorboote aller Größen, vom rasanten Propider bis zum 12m Tourenkreuzer.

 

1961 brannte die ganze Werft bis zum Boden ab. Es war nicht viel übrig geblieben und unter größten Anstrengungen wurde der Betrieb in einem alten, verlassenen Fabriksgebäude wieder aufgenommen. Gleichzeitig entstanden die Pläne für eine große moderne Werftanlage aus Stahlbeton mit direktem Zugang zum Wasser. Auf einem Gelände am Ufer der Lauterach wurde im Herbst 1965 eine feuerfeste Halle mit 60 m Länge und 20 m Breite errichtet. Zuvor übernahmen die Söhne Jakob Biatels, Walter und Helmut, 1962 den Betrieb.

 

Die in den 60ern aufgenommene Kunststofferzeugung und -verarbeitung, in Serie hergestellten Ruder- und Segelyachten sowie kleine Motorboote, wurde wieder eingestellt und man besann sich wieder auf das traditionelle Bootbauhandwerk im Holzbau.

 

Yachten mit einem Alter von bis zu 70 Jahren, die schon zu den Oldtimern zu zählen sind, werden nun im Westsystem, das aus den Vereinigten Staaten kommt, formverleimt; die Neubauten werden nur noch in diesem System gebaut. Teakstabdecke werden auf alte wie neue Schiffe verlegt.

 

Eine Anzahl von 6er-Rennyachten wurden gebaut, die mehrmals Bodenseemeister bzw. Vizemeister wurden und zu den weltbesten Seglern zählen. Zu nennen sind vor allem die Yacht „Michl“, deren Eigner jetzt Rothschild am Genfer See ist, der das Schiff auf „Mischa“ umtaufen ließ, wie auch die „Ayescha“ deren Eigner Herr Fretz in Konstanz ist. Zu erwähnen ist, dass viele 6er Rennyachten von der Bootswerft Biatel umgebaut und betreut werden, z.B. die bekannte „Lexmi“.

 

Weiters wurden Eintonner gebaut, wie die „High Noon“, die mehrmaliger Bodenseemeister wurde, oder der Stolz des Bregenzer Hafens, die „Brigantia“. Die großen Erfolge sind auf die Zusammenarbeit mit dem bekannten Bootsingenieur Garry Mull in Kalifornien/USA zurückzuführen.

 

Es wurden in unserer Werft auch Dampfschiffe gebaut, die Dipl. Ing. Heribert Salzmann nach Originalplänen aus dem Jahr 1900 entworfen hat. Maschinenhersteller für diese Dampfschiffe ist die Firma Stark in Götzis.

 

Nachdem Walter Biatel in Pension ging, übernahm seiner Bruder Helmut 1980 den Betrieb allein. Sein Sohn Uwe, der 1988 die Bootbauermeisterprüfung abgelegt hat, übernahm die Werft zum 70. Firmenjubiliäum.

 

Die letzten Neubauten, die in unserer Werft vom Stapel liefen, waren zwei Segelyachten, die von Yachtkonstrukteur und Bootbauer Josef Martin in Radolfszell konstruiert werden. Zum einem handelte es sich um eine Typ MR 37, die bei uns als Fahrtensegler mit 12 m Länge gebaut wurde. Die zweite Segelyacht hat die Bezeichnung MR 1300, dies ist eine ausgesprochene Hightech-Rennyacht mit 13 m Länge, die „Coco de Mer“, die im Segelclub Bregenz zu Hause ist.

 

Im Jahre 2000 wurde eine Motoryacht formverleimt aus Lerchenholz, Akazie und Mahagoni gebaut. Die Konstrukteure war die Firma Naval Architecture Yacht Design in Luzern und das Schiff ging an den Vierwaldstättersee.

 

Zusätzlich zu unserem vielseitigen und reichhaltigen Firmenangebot haben wir die Generalvertretung der Außenbordmotoren von Suzuki und Mercury übernommen. Unser Familienbetrieb stellt heute ein vielseitiges und durchorganisierte handwerklich traditionelles Unternehmen dar, in dem auch Lehrlinge beschäftigt und ausgebildet werden.